Von weißen und von schwarzen Schafen

Schwarzes Schaf zwischen weißen SchafenDas ’schwarze Schaf der Branche‘ ist ein bekannter Begriff, insbesondere aber nicht ausschließlich im Bauwesen. Hier wird er häufig dann angewendet, wenn ein Bauunternehmen die versprochenen Leistungen nicht erbringt und in der Quintessenz auch nicht erbringen will bzw. kann. Über die Insolvenz von Bauträgern hatte ich in diesem Zusammenhang schon berichtet, aber es kann sich dabei beispielsweise auch um Mängel handeln, für deren Ausbesserung ein Bauunternehmer sich nicht verantwortlich sieht. Oder um zeitlich nicht akzeptable Verzögerungen im Baufortschritt. Nur… wie erkennt man schwarze Schafe, bevor man einen Vertrag abschließt? Und wie kann sich der Bauherr vor etwaigen Nachteilen schützen?

Vorab: Die Errichtung eines Gebäudes oder von Teilen davon kann ein sehr komplexer Prozess sein, der von den Beteiligten eine gute Portion Flexibilität und Erfahrung verlangt. Oft steckt der Teufel im Detail und Dinge laufen nicht so, wie man sie eigentlich geplant hatte. Auch wenn die Anzahl der Mängel bei privaten Bauvorhaben entsprechend einer Studie des Instituts für Bauforschung (IFB) im letzten Jahrzehnt kontinuierlich und markant gestiegen ist, leisten die meisten Bauunternehmen eine gute Arbeit. Es gibt viele weiße Schafe, daran besteht kein Zweifel.

Ich selber bin aktuell auch Bauherr. Es geht um einen kleineren Anbau (ca. 30 m²) und einen benachbarten Schuppen, die aufgrund fortschreitenden Alters abgerissen und neu gebaut werden sollen. Den Bauunternehmer – ein kleiner Betrieb mit 5 Mitarbeitern – kenne ich persönlich und habe seine fachliche Qualifikation sowie die abgelieferten Ergebnisse schätzen gelernt. Nur leider ist das wirklich nicht komplexe Bauvorhaben nach nunmehr 6 Monaten Bauzeit immer noch nicht abgeschlossen. Sommerpause, Krankheit, Nachbestellung von falsch gelieferten Produkten, fehlende Abstimmung, all das hat zu ärgerlichen zeitlichen Verzögerungen geführt. Wir leben seit Monaten im Chaos eines eingeengten Wohnzimmers, langsam wird das Wetter schlechter, es fehlt eine Tür und die Holzbekleidung der Außenwand muss noch angebracht und gestrichen werden.

Würde ich den Bauunternehmer deshalb als schwarzes Schaf bezeichnen? Nein, keineswegs. Die Qualität der ausgeführten Arbeiten steht außer Frage und ich rede mir ein, dass mit ein wenig Geduld und etwas auf-die-Füße-treten alles noch dieses Jahr fertig gestellt werden kann. Mein Vorteil: ich kenne den Unternehmer und habe meine Erfahrungen mit ihm bereits gemacht (auch wenn ich nie mit solchen Verzögerungen gerechnet hätte…).

Wie aber kann ein angehender Bauherr die Spreu vom Weizen trennen, wenn er niemanden kennt, auf den er sich verlassen kann? Hierzu hat sich der Blog lupos-landleben.de ein paar Gedanken gemacht. Leistungsumfang und Preise verschiedener Anbieter kann man recht leicht objektiv bewerten. Für den eher subjektiven Aspekt möglicherweise fehlender Erfahrung mit Anbietern sollte man jedoch auf Berichte früherer Kunden zurückgreifen. Ob Erfahrungsberichte auf Webseiten von Bauunternehmen – wie von Lupo angeregt – dafür besonders geeignet sind, lasse ich mal dahin gestellt. Sie können vielleicht ein erster Anhaltspunkt sein.

Viel wichtiger und hilfreicher finde ich hierfür Aussagen, die man bei Freunden und Bekannten einholen (wenn möglich, wie gesagt) oder in unabhängig von privaten Bauherren geführten Bautagebüchern in Internet finden kann. Muss man sich dennoch auf die Angaben des Bauunternehmens verlassen, sollte man ein besonderes Augenmerk auf eine positive Bewertung bzw. Garantien für folgende Punkte legen:

  • Beratung und Kontakt
  • Firmenhintergrund (Alter, Größe, Erfahrung)
  • Bauzeitabsicherung (z.B. für Witterungseinflüsse)
  • Referenzen und Musterhäuser

Das Sammeln von Informationen im Vorfeld einer Beauftragung ist jedoch nur die eine Seite. Um zu vermeiden, dass man trotz bester Vorbereitung Opfer eines schwarzen Schafes wird (ich unterstelle hier nur der Illustration halber, dass ein solches schwarzes Schaf vorsätzlich handelt), sollte man sich auch während der Bauphase absichern und den Baufortschritt so detailliert wie möglich dokumentieren. Der Bauherr kann auch auf professionelle baubegleitende Hilfe zurückgreifen, damit Mängelrügen und Bauabnahmen fehlerfrei formuliert bzw. durchgeführt werden. Nur so kann man im Zweifelsfall belegen, wer für einen Mangel oder eine Verfehlung verantwortlich ist.

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