Beton mit Textilbewehrung

StahlbetonbewehrungWill man Beton nicht nur auf Druck belasten, sondern auch auf Zug und/oder Biegung, muss er bewehrt werden. Bewehrungsstahl in Form von Matten, Stäben, Bügeln, Körben usw. steht hier in allen Größen und Formen zur Verfügung und wird in 99,9% aller Fälle auch eingesetzt. Doch eine Bewehrung von Beton durch Stahl hat Nachteile, die sich gerade bei moderner Architektur bemerkbar machen. Betonbauteile sind bei entsprechender Belastung kaum in einer Dicke von wenigen Zentimetern zu realisieren. Neue Wege könnte hier eine dreidimensionale textile Bewehrung ebnen, die eine Fertigung großformatiger, schlanker und biegesteifer Betonbauteile erlaubt.

Textilbewehrter Beton ist dabei natürlich nicht neu. An den Technischen Hochschulen in Aachen und Dresden wurden bereits um die Jahrtausendwende erste Produkte entwickelt. Diese befinden sich seit 5-6 Jahren auch schon im Einsatz. Neu an der jetzt entwickelten Art der Betonbewehrung ist die dritte Dimension, in der die textilen Fasern verlegt sind. Zwei Gewebelagen werde von durch sogenannte Polfäden druckstabil in einem Abstand von etwa 10 mm gehalten.

Beton mit textiler Bewehrung hat dabei unter anderem die folgenden Vorteile gegenüber herkömmlich mit Stahl bewehrtem Beton:
  • Textile Fasern rosten nicht
  • Die Betonüberdeckung kann geringer gewählt werden
  • Genaue Positionierung der Bewehrung im Bauteil
  • Dünne Bauteile können erzeugt werden
  • Das Gewicht von Betonbauteilen kann reduziert werden
  • Kleinere Befestigungselemente
  • Bessere Rissverteilung
  • Delaminieren von Deckschichten erst bei großen Verformungen
  • Präzise Formen produzierbar
An der TU Dresden wurde vor kurzem die Fassade des neuen Institutsgebäudes der Fakultät für Bauingenieurwesen nun mit hinterlüfteten Betonbauteilen mit dreidimensionaler textiler Bewehrung bekleidet. Der Clou an den Fassadenelementen aus Beton ist deren Dicke: 30 mm sind es nur. Dabei sind die Fassedenelemente jedoch 2,4 Meter mal 1,2 Meter groß und können einen Winddruck von bis zu 1,8 kN/m² aufnehmen. Herkömmlich bewehrte Betonelemente hätten eine Dicke von etwa 80 mm haben müssen. Der gewonnene Spielraum in der Außenwanddicke wurde in diesem Projekt dann auch sinnvoll mit Wärmedämmung aufgefüllt.

Nicht nur Architekten dürften sich über die neue gewonnene Freiheit in der Gestaltung von Gebäuden freuen. Auch die Natur wird entlastet, da für solche Fassadenplatten 80% weniger Ressourcen in den Bereichen Rohstoffe, Herstellung, Transport und Rückbau eingesetzt werden können. Geiz ist also doch manchmal geil!

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