Freiflächenheizungen

Jetzt haben wir in unserem Blog über die Baupraxis schon so oft Beiträge zum Thema Energie sparen geschrieben. Doch einseitige Berichterstattung wird auf die Dauer langweilig und es kann doch nicht die ganze Wahrheit sein, dass alle und jeder nur Energie sparen wollen. Oder? Nein, bei weitem nicht! Wie auch die folgenden Beispiele von Produkten zur sinnlosen Verschwendung von Energie im Baubereich zeigen werden. Stichwort: Freiflächenheizungen.

Ich habe also einmal die Firma Google gebeten, Informationen zu dem Begriff „Freiflächenheizung“ für mich zusammen zu tragen. Und ich war über das Ergebnis mehr als erstaunt. 124.000 Seiten im Internet beschäftigen sich mit diesem Thema (selbst zu einem wesentlich wichtigeren Suchbegriff wie „Baupraxis“ gibt es mit 346.000 kaum mehr Treffer…). Es ist also doch nicht so, dass alle nur Energie sparen wollen. Manche heizen einfach direkt die Außenluft.

Aber was machen eigentlich diese Freiflächenheizungen? Hierzu ein Zitat aus einer Werbebroschüre der Firma AEG, wo diese Heizungen vornehmlich No-Frost-Systeme genannt werden:

Schnee- und eisfrei ohne Schippen und Streuen? Freiflächenheizungen machen Fußwege und Einfahrten, Vorplätze und Eingänge zuverlässig und vollautomatisch schnee- und eisfrei, ganz ohne anstrengendes Schneeschippen und umweltschädliches Streusalz! Freiflächenheizsysteme von AEG bieten einen echten Nutzen für die Praxis. Und der heißt neben Komfort vor allem Sicherheit und wirksamer Schutz vor gefährlichen Unfällen im Winter. Schmerzhafte Stürze, Dachlawinen, herabfallende Eiszapfen, aufgebrochene Regenrohre und ähnliche teure Frostschäden sind endlich Vergangenheit.

Ach so, man muss das Ganze mit den Augen des Produzenten sehen. Dann macht es wieder Sinn. Ich gebe ja gerne zu, dass es nicht so lustig ist, als Passant von einem herab fallenden Eiszapfen getroffen zu werden. Aber jetzt einmal ganz ehrlich und ernsthaft gefragt: Bei wie vielen der eingesetzten Systeme beruht die Notwendigkeit des Einsatzes mehr auf der Bequemlichkeit des Käufers als auf der Unmöglichkeit der Schadensverhinderung? Sind wir da schon bei 90%?

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Freiflächenheizung unter einer privat genutzten Garageneinfahrt, eine Dachrinnenheizung an einem Einfamilienhaus oder eine Treppenheizung zur salzfreien Abtauung des teuren Granits im Eingangsbereich der Abwendung von ansonsten unausweichlichen Schäden an Personen oder Gegenständen dienen. Wirklich nicht.

Immerhin heizen diese Heizsysteme mit einer Leistung von bis zu 400 Watt pro Quadratmeter die Umwelt ohne Umweg. Legt man die Größe einer Garageneinfahrt mit durchschnittlich 25 Quadratmetern zugrunde sowie eine Heizzeit von etwa 50 Stunden im Jahr, kommt man hier pro System schon auf einen jährlichen Energieverbrauch von 500 kWh. Das klingt nicht nach viel, doch könnte man mit dieser Energiemenge schon fast eine 60 Watt Glühbirne jede Stunde eines Jahres leuchten lassen oder auch 33 Quadratmeter eines Passivhauses das ganze Jahr über mollig warm halten.

Doch wie ich anfänglich schon erwähnt habe, ist es nicht immer sinnvoll ein Thema nur von einer Seite zu beleuchten. Stellen wir uns also wenigstens für den Anwendungsfall „Garageneinfahrt“ eine andere Frage: Wie wird die Einfahrt schnee- und eisfrei gehalten, wenn keine Fußbodenheizung zum Abtauen eingebaut ist?

Klar. Es wird Salz gestreut. Und zwar so viel, dass es in Mitteleuropa im vergangenen Winter zeitweise kein Streusalz mehr zu kaufen gab. Und welchen Einfluss hat der Einsatz von Streusalz auf die Umwelt? Tja, darüber redet eigentlich kaum einer, weil Salz streuen so einfach ist. Doch letzten Endes werden jeden Winter knapp 1,6 Millionen Tonnen Streusalz auf deutschen Straßen, Bürgersteigen und Einfahrten mehr als großzügig verteilt. Hierzu ein Zitat vom Umweltbundesamt:

Salz gehört auf das Frühstücksei und nicht auf den Bürgersteig.

Gut, vielleicht nicht in diesen Mengen, aber im Prinzip hat das Amt schon Recht. Die Umwelt wird durch das im Winter gestreute Salz, das mit dem Schmelzwasser in den Boden gelangt, sehr belastet. Die Bodenstruktur wird verändert, am Straßenrand gepflanzte Bäume und Büsche tragen Schäden davon, bei Haustieren leiden die Pfoten und über längere Zeit gesehen kann auch ufernaher Bewuchs von Gewässern angegriffen werden, wenn das salzige Schmelzwasser dorthin gelangt, sowie Betonbauwerke zerstört werden. Aus diesem Grund ist der private Einsatz auf öffentlichen Wegen in vielen Kommunen und Bundesländern nicht mehr gestattet. Als Ersatz für das Salz kommen eigentlich nur abstumpfende Streumittel wie Sand oder Splitt in Betracht, die jedoch in Nachhinein aufgefegt werden müssen.

Tja, was soll man nun also von Freiluftheizungen oder der Alternative, dem Streusalz, halten? Ich tue mich ein wenig schwer hier eine endgültige Lösung zu finden, da beide Varianten unter dem Strich scheinbar mehr Nachteile als Vorteile birgen. Am zweckmäßigsten ist wohl wirklich das manuelle oder auch maschinelle Räumen von Schnee und Eis. Nur dort, wo dies nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand möglich ist, z.B. an Dachrinnen über der x-ten Etage, sehe ich den Einsatz von Eisschmelzsystemen als sinnvoll an.

Und das Salz lassen wir in Zukunft auf dem Frühstücksei.

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