Wie klug wohnt man in IKEA’s BoKlok-Häusern?

Die Firma IKEA ist hierzulande eher bekannt für Inbusschlüssel, Billy-Regale und bei manchen Kunden auch für fehlende Schrauben und verwirrende Bauanleitungen. Nun geht der schwedische Möbel- und Einrichtungsgigant bei der Ausrichtung seiner Produktpalette noch einen Schritt weiter, frei nach dem Motto: „Wenn wir doch schon Häuser mit allem Schnick-Schnack ausstatten, warum liefern wir die Häuser dann nicht auch gleich mit dazu?“ Gute Frage eigentlich! Aber bei den Schrauben sollte man dann auf jeden Fall nicht mehr sparen.

Nachdem IKEA in Skandinavien und England schon etliche Häuser mit dem lustigen Namen „BoKlok“, was aus dem Schwedischen übersetzt so viel wie „wohne klug“ heißt, versucht man sich nun an der Markteinführung in Deutschland, aktuell mit Siedlungsprojekten in Hessen und Bayern. Die Homepage von BoKlok wirbt entsprechend des Namens dann auch mit dem Slogan „Gut leben, preiswert leben, clever leben!“. Weiter heißt es dort:

Bei BoKlok handelt es sich um ein bahnbrechendes Wohnungsbaukonzept mit platzsparenden, funktionalen und hochwertigen Häusern zu attraktiven Preisen, das es vielen Menschen ermöglichen kann, ein ansprechendes, komfortables Eigenheim zu erwerben.

Das ist doch genau das, was wir alle wollen, oder? Und wenn wir dann noch Energie und Geld sparen können, sind auch wir Deutsche glücklich.

Nun ja, ganz so einfach scheint es dann doch nicht zu sein. Denn die Stiftung Warentest hat sich das Hauskonzept einmal vor die Brust gekommen und einem Schnelltest unterzogen. Im Testkommentar heißt es dort von Seiten der Warentester:

„Lass dich überraschen – aber nicht von deinem Haus!“ Das schreibt Ikea in seinen Werbeflyer für das Reihenhaus Boklok. Allerdings gleichen Bauträgervertrag, Baubeschreibung und Strom- und Wärmeliefervertrag einem Überraschungsei. Darin sind viele nachteilige Klauseln für den Kunden zu finden. Werbeversprechen wie verbesserter Schallschutz entpuppen sich als Luftnummer. Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Ikea-Haus stimmt nicht. Zu diesen Bedingungen sollten Sie keinen Vertrag unterzeichnen. Schauen Sie sich lieber bei anderen Bauträgern in Ihrem Umkreis um, dort können Sie ein besseres Reihenhaus bekommen. Wenn Sie unbedingt Boklok wollen, lassen Sie sich von Experten etwa der Verbraucherzentrale beraten.

Das klingt aber gar nicht gut! Kein guter Schallschutz (unter aktuellen Standards), Fußangeln im Kaufvertrag (100% Bezahlung vor Fertigstellung), lange Bindungszeiten für die Energieversorgung zu überhöhten Preisen (15 Jahre), die Baubeschreibung noch kürzer als die vom Billy-Regal (keine Infos über Haustrennwände oder Fensterqualität) und hohe Baupreise (199 T-Euro für 84 Quadratmeter inkl. Grund). Ich will jetzt an dieser Stelle nicht auf die Antworten von IKEA auf diese Vorwürfe oder die Rechtfertigungen von Seiten der Warentester auf die Antworten von IKEA eingehen. Ich setze mehr auf den Faktor Zeit: IKEA hat es auch erst nach etwa 20 Jahren erst geschafft, brauchbare und fehlteilfreie Einrichtungsprodukte unter das Volk zu bringen, da wird doch niemand erwarten können, dass sie bereits im ersten Jahr so etwas Kompliziertes wie ein Haus ohne Beanstandung verkaufen können.

Warten wir es also ab…


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