PISA beginnt beim Innenklima

Wenn meine Mutter mich früher beim fleißigen Studieren der Schulbücher am Nachmittag mit den Worten „Raus mit dir, frische Luft hat noch keinem geschadet!“ vor die Türe gesetzt hat, geschah das nur mit den besten Absichten. Das weiß ich heute. Und nun ist es auch wissenschaftlich nachgewiesen. Nachdenklich geworden war man spätestens aufgrund der PISA-Studie, deren Ergebnisse Ende 2001 veröffentlicht wurden. Die Finnen hatten damals bei der ersten PISA-Studie am besten abgeschnitten und taten dies im Übrigen in den nachfolgenden Studien immer noch. Woran lag bzw. liegt das?

Sind die Finnen die besseren Schummler? Nein, wohl kaum. Sie bewahren immer einen kühlen Kopf in den Breitengraden? Auch eher unwahrscheinlich als Grund. Vor ein paar Jahren haben holländische Wissenschaftler – wohl mit der PISA-Studie im Hinterkopf – versucht herauszufinden, ob die CO2-Konzentration in Klassenräumen einen Einfluss auf die Lernfähigkeit von Schülern haben kann. Und tatsächlich fanden sie einen Zusammenhang, wonach Schüler, die in Gebäuden mit Lüftungsanlage unterrichtet wurden, die besseren Noten bekamen. Pawel Wargocki, Professor am renommierten International Centre for Indoor Environment and Energy (ICIEE), sagt hierzu ziemlich eindeutig:

Das Innenklima in der Schule ist genau so wichtig wie die Unterrichtsmethode. Deshalb ist das Innenklima in der Schule hoch einzustufen. Dies wird eindeutige Vorteile für das Lernen und für die Gesundheit der Kinder geben, und garantiert einen besseren Start im Leben für viele Kinder bedeuten.

Inzwischen gibt es zahlreiche Anschlussuntersuchungen von Universitäten, Hochschulen und Instituten, die sich ein wenig detaillierter mit dem Thema beschäftigt haben. Darüber hinaus hat z.B. das Niedersächsische Landesgesundheitsamt ein kostenloses Programm entwickelt, mit dem die CO2-Konzentration in Räumen simuliert werden kann. Die grundlegenden Ergebnisse der Untersuchungen lassen sich wohl so zusammenfassen: die maximale CO2-Konzentration sollte 1000 bis 1500 ppm (parts per million = Teile von einer Million) nicht überschreiten um effektives Lernen nicht zu gefährden. Dies lässt sich in vielen Fällen allerdings nur durch ununterbrochene Kipplüftung, Stoßlüftung 4 bis 5 mal pro Stunde oder Lüftungsanlagen erreichen. Gerade im Winter werden aber die ersten beiden Lösungen verständlicherweise kaum angewendet. Es bleibt also eigentlich nur die Lüftungsanlage zur Regulierung der CO2-Konzentration. Betrachtet man jedoch das heutige Alter von Schulen in Deutschland und die allgemeine Finanzlage von Städten und Gemeinden, wird schnell klar, dass diese Option in vielen Fällen auch ausgeschlossen werden kann.

Doch was ist die Folge von unzureichendem Lüften? Schlechte Ergebnisse in PISA-Studien, ja, so weit waren wir schon. Finnen haben durch die in Baubestimmungen geforderte Lüftungsanlage die besseren Voraussetzungen. Direkter betrachtet gibt ein schlechtes Innenklima – also eine zu hohe CO2-Konzentration – jedoch vor allem unaufmerksame und unruhige Schüler, die eine Verschiebung der Unterrichtsform vom Dialog zum Monolog bewirken und den Lehrer dazu veranlassen, den Schwerpunkt des Unterrichtes auf Disziplinierung zu verlagern. Darüber hinaus steigt der Schallpegel, was wiederum zu einer weiteren Verschlechterung der Unterrichtsbedingungen führt. Dänemark fordert aus diesen Gründen zur Verbesserung der Unterrichtsbedingungen in einer ab 1.1.2011 in Kraft tretenden Bauverordnung, dass eine Höchstmenge CO2 in Schulen nicht überschritten werden darf.

Exhausto, Hersteller von Lüftungsanlagen, hat in diesem Zusammenhang eine leicht verständliche Broschüre herausgegeben und verweist im Übrigen auf die Einhaltung der Norm prEN15251, die auch für Schulen Kriterien für das thermische Innenklima, die Luftqualität, Licht und Schall sowie Rechenregeln z.B. für die Bestimmung notwendiger Luftwechsel vorgibt. Und natürlich plädiert Exhausto für den Einsatz von Lüftungsanlagen, deren Investitionskosten mit ca. 100 Euro pro m² in einem durchschnittlichen Klassenzimmer angegeben werden. Aber auch hierfür gibt es Förderprogramme, die man anzapfen kann.


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