Aerogel als Retter in der Not

Dämmstoffe sind ein unabdingbarer Teil der Energiekonzepte zeitgemäßer Gebäude. Ohne Dämmstoffe könnte man die aktuell vom Gesetzgeber geforderten Energiebedarfsgrenzen entweder gar nicht oder nur mit größten baulichen und finanziellen Klimmzügen erreichen. Doch die Bedarfsgrenzen und damit auch der Energieverbrauch werden in den kommenden Jahren noch weiter reduziert. Es wird da nicht mehr lange dauern, bis traditionelle Dämmstoffe an ihre Grenzen stoßen. Mineralwolle, Styropor, Polyurethan, Zellulose & Co. werden aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr mithalten können: Wärmeleitfähigkeiten sind nicht mehr konkurrenzfähig, Brandklassen oder Zusatzstoffe schränken die Anwendung ein, konstruktionstechnische Mankos verbieten den Einsatz am Bau… doch dann kamen die Aerogele.

Aerogel als Testobjekt der NASASie werden angepriesen wie eierlegende Wollmilchsäue. Sie scheinen das Allheilmittel der Baubranche für die Energieeinsparungsprobleme der Zukunft zu sein. Sie bestechen durch unzählige Weltrekorde. Sie sind neu, sie sind gut, sie sind besser. Sind sie? Was können Aerogele denn wirklich? Vorneweg: Aerogele sind zur Zeit noch ein Nischenprodukt, das seine Tauglichkeit zwar in einigen Bauanwendungen bewiesen hat, aber der Sprung unter die Top 5 der Dämmstoffe ist noch nicht vollzogen. Trotzdem sind die Erwartungen hoch. Sehr hoch.

Aerogele sind keine Erfindung der Neuzeit. Bereits in den 1930er Jahren wurden sie in den USA von Steven Kistler zum ersten Mal hergestellt. Danach wurde es aber sehr still um das Material, bis in den letzten Jahrzehnten effektivere und billigere Produktionstechniken entwickelt wurden, die Aerogele für die Baubranche interessant machten. Aerogele, die im Rohzustand auch als nanoporöse Schwämme beschrieben werden können, haben einige bestechende Vorteile für die Anwendung als Wärmedämmstoff im Bauwesen. Zuerst ist natürlich ihre Wärmeleitfähigkeit mit etwa 15 bis 20 mW/(mK) im Vergleich zu bekannten Dämmstoffen sehr gering, hier können zur Zeit nur noch Vakummdämmungen und Phenolharzschäume mithalten. Zum anderen sind Aerogele leicht und nahezu transparent, was beispielsweise Architekten ganz neue Anwendungsmöglichkeiten bietet. Darüber hinaus sind sie druckstabil, wasserabweisend, beinhalten keine bekannten Schadstoffe, vertragen hohe Temperaturen und können auch einiges an Wärme akkumulieren.

Nanogel von der Firma Cabot Corporation, wird gebraucht für Okagel (Okalux) und Aerowolle (Rockwool)Dennoch haben Aerogele noch ein essentielles Problem: ihre Verfügbarkeit. Obwohl die Produktionstechnologie wie bereits erwähnt in den letzten Jahren optimiert werden konnte, gibt es heute nur zwei nennenswerte Hersteller für Aerogele: Aspen Aerogels und die Cabot Corporation. Aber deren Produktionsausstoß ist natürlich zu gering um die Nachfrage am Baustoffmarkt befriedigen zu können. Die Folge davon sind immens hohe Preise, die einer großflächigen Verbreitung von Aerogelen als Wärmedämmstoff zur Zeit noch einen Riegel vorschieben. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass neben einigen Rohrschalendämmprodukten bisher nur wenige andere Aerogelprodukte auf ihrem Weg zur Marktreife sind:
  • Okagel, ein Isolierglassystem der Firma Okalux, dessen Scheibenzwischenraum mit transluzentem Aerogel gefüllt ist
  • Spaceloft, eine flexible Dämmmatte, produziert von Aspen Aerogels und in Deutschland vertrieben von Stadur Süd
  • Aerowolle, ein angekündigtes aber noch nicht verfügbares Produkt des Weltmarktführers für Steinwolle, Rockwool
Ich bin gespannt, wie sich Aerogele in Zukunft weiter entwickeln. Ein gewisses technisches Potential kann ihnen ja nicht abgesprochen werden.
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