Energiesparkrise

Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!

So, oder so ähnlich, muss man die ganze Sache wohl anfassen, wenn Zahlen über den Energieverbrauch in der Bundesrepublik publiziert werden. Die AG Energiebilanzen bestimmt die Steigerung der Energieeffizienz in regelmäßigen Abständen. Gehen wir doch heute einfach mal davon aus, dass man dort weiß, mit man mit Zahlen umzugehen hat. Mit Hilfe von Energieindikatoren werden auf Grundlage dieser Zahlen dann energie- und umweltpolitische Gremien darüber informiert, wie es im Staate mit dem Bemühen um Energieeinsparungen bestellt ist.

Für den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch (also dem Energieverbrauch der alle Energiearten sowie deren Förderung, Umwandlung und Transport umfasst) pro Bundesbürger sind die Zahlen seit Jahren im 2-Schritt-vor-1-Schritt-zurück-Modus rückläufig. 1990 waren es noch 52 MWh pro Kopf, 2009 lag der Verbrauch nach einem heftigen Einbruch von etwa 5% im letzten Jahr nur noch bei 45,6 MWh (siehe Bild). Generell scheint sich das Bemühen der Bundesregierung(en) also auszuzahlen, den Bundesbürgern den sparsamen Umgang mit Energie beizubringen.
Primärenergieverbrauch pro Kopf in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1990 und 2009
Als offizieller Grund für den Rückgang des Energieverbrauches werden aber leider nicht der sparsamere Umgang der Bevölkerung mit der Energie oder die effizientere Nutzung selbiger genannt, sondern die finanzielle Krise, die 2008 über das Land hinein gebrochen war. Entscheidenden Einfluss auf den ungewöhnlich starken Abwärtstrend hatte also die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, wonach auch das Bruttoinlandsprodukt um etwa 5% zurückging. Naja, wenn deshalb Energie gespart wird, hat die Krise wenigstens eine gute Seite.

Der oben dargestellte Energieverbrauch beinhaltet neben allen Energiearten aber auch alle Verbrauchssektoren: Industrie, Verkehr und Gebäude. Da wäre es doch ganz interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Sektoren, insbesondere der Gebäudesektor, denn schlagen. Schließlich werden hier von Regierung und Verbrauchern Millionen und Milliarden für bessere Energieeffizienz und geringeren Energieverbrauch aufgebracht. Wärmedämmung, Wärmerückgewinnung, Energiesparlampen, Erdwärme, Stromsparleisten. Das muss doch was bringen, sollte man meinen.
Relative Entwicklung von Endenergie- und Stromverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1990 und 2009
Ein genauerer Blick auf das vorstehende Diagramm zeigt allerdings, dass zwar der Endenergieverbrauch seit 1990 um ca. 15% gesunken ist (und das ist ein guter Wert!), aber dass dies nicht im Wesentlichen auf einen gesunkenen Stromverbrauch zurückzuführen ist. Hingegen ist die Energieeffizienz im Verkehr fast unglaublich gestiegen. Musste man 1990 noch knapp 9 kWh pro 100 Personenkilometer aufbringen, kann man die gleiche Strecke heute für weniger als 4 kWh zurücklegen. Eine Ersparnis um etwas weniger als 60%, die über die Jahre gesehen fast konstant war. Ein Hoch also auf Fahrgemeinschaften und noch größere Brummis.

Wenn in Gebäuden nur unwesentlich weniger Energie verbraucht wird und der Energieverbrauch im Transportsektor stetig fällt, muss also die Industrie der Verantwortliche für den geringeren Energieverbrauch des letzten Jahres sein. Das macht auch Sinn, denn ein geringeres BNP resultiert nicht zuletzt aus einer geringeren Produktion, die wiederum einen geringeren Energieeinsatz erforderlich macht.

Tja, schade eigentlich, dass wir Energieberater letztes Jahr wieder nicht richtig zeigen konnten, was wirklich in uns steckt…


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