Legionellen

Wasser wird in einem Duschkopf versprühtLegionellen ist so ein Stichwort, bei dem jeder innerlich einmal kurz zusammenzuckt, wenn es genannt wird. Das liegt sicher auch daran, dass man die wildesten Geschichten über die Gefahr durch Legionellen hört. Und daran, dass man eigentlich gar nicht richtig weiß, wie die Gefahr tatsächlich einzuschätzen ist. Einige Menschen bei Bekanntwerden von Legionellen in ihrem Leitungswasser erst einmal jegliche Verwendung dieses Wassers ab. Kein Duschen, kein Kochen, kein Fensterputzen – wobei mich letzteres noch am wenigsten stören würde. Doch was ist wirklich dran, an der Gefahr aus der Wasserleitung?

Zu Beginn auch gleich die schrecklichste aller Nachrichten: Legionellen befinden sich immer im Leitungswasser. Es gibt (wohl) kein Wasser aus der Leitung in deutschen Landen, in dem sich diese Bakterien nicht finden lassen. Aber die normalerweise vorhandene Konzentration der stäbchenförmigen Krankheitserreger ist zu gering, um wirklich zu Erkrankungen zu führen. Zudem müssen Legionellen in die Lunge gelangen, um gesundheitsschädlich zu sein. Wer also nur ein Glas Leitungswasser mit hoher Legionellenkonzentration trinkt, hat nichts zu befürchten, solange das Wasser in die Speiseröhre gelangt. Kommt Wasser in Luftröhre oder Lunge, hat man spontan andere ernsthafte Probleme.

Man muss Legionellen also einatmen, damit sie einem schädlich werden können. Doch wie soll man Wasser überhaupt einatmen? Das lässt sich eigentlich recht einfach bewerkstelligen, wenn man zum Beispiel unter der Dusche steht und sich eine Menge warmer Wasserdampf in der Luft befindet. Und auch über Klimaanlagen können die Bakterien in der Raumluft verbreitet werden. Essen und trinken schaden in der Regel genauso wenig wie der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch.

Infiziert man sich mit Legionellen, kann man bei schwachem Immunsystem an Legionellose erkranken. Diese ist für den Volksmund gleichbedeutend mit der Legionärskrankheit, die sich im schlimmsten Fall durch eine tödlich verlaufende Lungenentzündung bemerkbar macht. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Arten der Erkrankung durch Legionellose wie zum Beispiel das weniger gefährliche Pontiac-Fieber. Das Robert-Koch-Institut (RKI) zählte im Jahre 2011 in Deutschland 639 Erkrankungen, wobei aber von einer wesentlich höheren Dunkelziffer unerkannter Fälle ausgegangen wird.

Diese Dunkelziffer sollte sich aber in den nächsten Jahr verringern, da die neue Trinkwasserverordnung seit November letzten Jahres vorschreibt, dass in öffentlich oder gewerblich genutzten Gebäuden wie Schwimmhallen, Bürogebäuden, Kindergärten oder Mietshäusern einmal im Jahr unter Umständen die Konzentration von Legionellen im Leitungswasser bestimmt werden muss. Werden die festgelegten Grenzwerte überschritten, müssen Mieter, Nutzer und Gesundheitsamt unverzüglich darüber informiert werden.

Untersucht werden müssen demnach Systeme zur Erwärmung des Leitungswassers, wenn das erwärmte Wasser über Duschen, Badewannen mit Handbrause oder andere zerstäubende Armaturen in die Raumluft gelangt. Zudem werden Grenzwerte bezüglich der Größe eines solchen Systems vorgegeben, wonach ein zentraler Trinkwassererwärmer mit einem Inhalt über 400 Liter vorhan­den sein muss oder wenn die Warmwasserrohre von der Zentralstation bis zur letzten Entnahmearmatur mehr als 3 Liter Wasser fassen können.

Die Ursache für Legionellen liegt jedoch nicht in alten Rohrsystemen, wie man vielfach vermutet. Das Problem liegt eher in der regelmäßigen (Nicht-)Nutzung der Trinkwasseranlagen. Steht Leitungswasser zu lange still – beispielsweise wegen Urlaub oder weil die Rohrquerschnitte zu groß sind – und kühlt dabei auch noch auf eine lauwarme Temperatur ab, bietet das für Legionellen eine optimale Wachstumsbasis. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, stellt die Wassertemperatur nicht zwischen 25°C und 55 bis 60°C ein oder trennt das warme und das kalte Wasser im Versorgungssystem so lange wie möglich und führt es erst an der Entnahmestelle, sprich an der Mischarmatur, zusammen.

Werden bei Messungen Legionellen festgestellt, gilt entsprechend einem Arbeitsblatt des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) ein Grenzwert von 100 kolonienbildende Einheiten (KBE) pro 100 ml Trinkwasser zur Einleitung weiterer Maßnahmen wie weiterführenden Untersuchungen oder einer mittelfristigen Sanierung. Als Anmerkung: die ’normale‘ Konzentration liegt bei weniger als 1 KBE pro Liter. Liegt die Konzentration der Bakterien von 1000 KBE oder mehr wird eine Sanierung erforderlich und bei über 10.000 KBE müssen Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr eingeleitet werden.

Zur Beseitigung erhöhter Konzentrationen von Legionellen stehen – über bauliche Maßnahmen hinaus – die folgenden Verfahren zur Verfügung, die jedoch meist nur die Symptome und nicht die Ursache bekämpfen:
  • Thermische Desinfektion
  • Filtrierung
  • Intermittierende Aufheizung des Trinkwassererwärmers auf über 70 °C
  • Desinfektion des Trinkwassers durch Chlorung oder Chlorelektrolyseverfahren
  • Desinfektion des Trinkwassers durch Chlordioxid
  • Desinfektion des Trinkwassers durch UV-Bestrahlung
  • Desinfektion der Trinkwasser-Installation durch Peroxid-Verbindungen

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