Solar Decathlon 2013

Logo Solar Decathlon USADer Solar Decathlon geht – nein, ging – in die nächste Runde. Am letzten Wochenende war der Showdown für den internationalen Wettbewerb, bei dem sich 19 Hochschulen aus der ganzen Welt ein Rennen um das beste und effizienteste Haus liefern. Zum sechsten Mal fand der Wettbewerb bereits in den USA statt, doch diesmal nicht auf der National Mall in Washington D.C. sondern etwas weitaus abgelegener auf dem Rollfeld einer ehemaligen Militärbasis im kalifornischen Irvine, auf der in Zukunft ein Erholungs- und Freizeitgelände entstehen soll.

Unabhängig vom Standort dürfen die entworfenen und gebauten Häuser bei der Teilnahme am Solar Decathlon jedoch nur so viel Energie verbrauchen, wie sie auch über selbst produzierten Solarstrom decken können. Keine hohe Hürde in Kalifornien, sollte man meinen. Doch es geht beim Solar Decathlon um noch mehr als die reine Fläche an Solarzellen auf dem Dach. Die einzelnen Disziplinen des Zehnkampfes sind:

  1. Architektur
  2. Markteignung
  3. Gebäudetechnik
  4. Kommunikation
  5. Wirtschaftlichkeit
  6. Raumkomfort
  7. Warmwasserbereitung
  8. Nutzung elektrischer Geräte
  9. Home Entertainment
  10. Energiebilanz

Dennoch liegen damit einige Meilen zwischen den Kategorien bzw. Zielen des US-amerikanischen Originals des Solar Decathlon und der europäischen Version, die 2014 in Paris stattfinden wird. In Europa geht es weniger um den reinen Stromverbrauch als vielmehr eine Bewertung von eher praktischen Aspekten wie Funktionalität oder Marktverfügbarkeit sowie idealistischer Werte wie Innovation und Nachhaltigkeit. Tja, so sehr können sich die kontinentalen Interessen unterscheiden.

Die Reduzierung des US-Wettbewerbs auf die Kilowattstunde soll aber die Leistung des Gewinners von 2013 keinesfalls schmälern. Nach den souveränen Siegen der TU Darmstadt in den Jahren 2007 und 2009 sowie der fast ausschließlich amerikanischen Beteiligung im Jahre 2011, gab es mit der TU Wien und ihrem Projekt LISI (‚Living Inspired by Sustainable Innovation‘) in diesem Jahr wieder einen deutschsprachigen Gewinner. Hinzu kommt, dass es mit der TU Prag ein weiterer europäischer Vertreter den Sprung auf’s Treppchen schaffte (3. Platz).

Die Teilnehmer am Solar Decathlon hatten vorbereitend 2 Wochen Zeit, die von ihnen entworfenen, kleinen Gebäude in Irvine aufzubauen. Das alleine ist für transkontinentale Lieferungen schon eine logistische Leistung für sich. Nach der Errichtung werden die Gebäudeprototypen dann weitere 2 Wochen unter der Sonne Kaliforniens auf ihre Solareffizienz getestet und bewertet. Der Teilnehmer, der in der Summe aller 10 Teildisziplinen die meisten Punkte erhält, hat gewonnen.

Der österreichische Gewinner in diesem Jahr, LISI, wurde dabei in Modulbauweise aus Holz entworfen. Es ist um seine horizontal aussteifenden Kerne herum flexibel skalierbar. Auf den Dächern dieser Kerne ist die Photovoltaik installiert. Zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen stellen die Energie für das Warmwasser für die Heizung und das Kühlwasser für die Kühlung des Hauses bereit. Ein Lüftungsgerät mit Wärme- und Feuchtetauscher sorgt für ein angenehmes Raumklima. Die Versorgung des Gebäudes erfolgt dabei über den Boden. In Anlehnung an das Projekt der RWTH Aachen, das im letzten Jahr in Madrid am Solar Decathlon Europe teilgenommen hat, schützt die flexible Außenfassade aus textilen Membranen im Sommer vor zu viel Wärme und lässt aber im Winter ausreichend solare Wärmeenergie ins Haus.

Der Prager Entwurf versteht sich hingegen als ‚Haus-im-Haus‘. Dach und äußere Fassade aus Holz schaffen hier eine Pufferzone, die das Außenklima nur sehr verzögert an das Innenklima weiterleitet. Interessant am ‚Air House‘ der TU Prag ist aber sicherlich die künstliche Beleuchtung, die sich optimal an der aktuellen Tageslichtausbeute orientiert.

Doch auch wenn sich der Solar Decathlon als Impulsgeber für den Übergang von universitärer Ausbildung zum professionellen Bauwesen versteht, zeichnen viele der gebauten Beispiele der letzten Jahre einen sehr homogenen Trend. Dieser steht für das kleine Einfamilienhaus, das im urbanen Umfeld wohl kaum eine Zukunft haben wird. Vielleicht sollten die Macher des Solar Decathlon die Zielvorgaben des Zehnkampfes für den nächsten Wettbewerb einmal etwas kritischer betrachten und zeitgemäßer gestalten.

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