Der hydraulische Abgleich einer Heizung

Wer Heizenergie und Geld sparen will, sollte sich in seinem Haus einmal die Heizanlage ansehen. Diese ist im bundesdeutschen Schnitt knapp 24 Jahre alt und in 4 Millionen Fällen völlig veraltet. Hier ist es sowieso ratsam, sich nach einem neuen Heizsystem umzusehen. Bei Heizungen (wesentlich) neueren Datums kann man aber auch noch viele Euro sparen, zum Beispiel wenn man vom Fachmann einen hydraulischen Abgleich der Heizanlage durchführen lässt. Durch die sich so ergebende Energieeinsparung kann man gerne 100 Euro im Jahr weniger an den Energieversorger bezahlen. Das macht sich schnell bezahlt.

Das große Problem bei Heizsystemen mit mehreren Wärmeüberträgern (z.B. Heizkörpern) ist, dass diese der Reihe nach mit dem warmen Wasser aus dem Heizkessel oder dem Pufferspeicher durchflossen werden. Dabei spielen zwei Aspekte eine Rolle.

Zum einen erreicht den ersten Heizkörper eines Heizstrangs noch sehr viel warmes Wasser, was aber vor dem Rücklauf zum Heizkessel kaum Zeit hat abzukühlen. Diese Abkühlung des Rücklaufes ist jedoch notwendig, damit ein Brennwertkessel genügend Kühlenergie für seine Abgase erhält und effizient arbeiten kann. Zudem kann es sein, dass die Heizungsregelung den Brenner abschaltet, wenn das Wasser des Rücklaufs zu warm ist. Hierbei wird dann wieder Energie verschwendet.

Zum anderen wird das Heizwasser bei seinem Transport durch womöglich ungedämmte Heizrohre innerhalb des Hauses immer kälter. Gelangt das Wasser endlich zu den letzten Heizkörpern eines Heizstrangs in den obersten Etagen eines Gebäudes, kann man bei älteren Anlagen in aller Regel davon ausgehen, dass hier nicht mehr zu viel Wärmeenergie ankommt. Die Folge ist, dass Räume in dieser Lage nur noch warm werden, wenn die Heizkörper in der Nähe des Heizkessels manuell heruntergedreht werden. Doch wer macht dies schon in den unteren Etagen eines Mehrfamilienhauses…

In einer hydraulisch abgeglichenen Heizungsanlage fließt das Heizwasser also langsam genug durch alle Rohre und kann dabei ausreichend abkühlen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Heizkörper nur mit der notwendigen Energiemenge versorgt werden. Nicht mehr und nicht weniger. Jeder Heizkörper und jede Flächenheizung wird bei einer festgelegten Vorlauftemperatur der Heizungsanlage also genau mit der Wärmemenge versorgt, die für gewünschte Lufttemperatur in den einzelnen Räumen benötigt wird.

Um dies so einstellen zu können, benötigt der Heizungsfachmann verschiedene Information über das Gebäude, in dem die Heizanlage arbeitet. Zunächst muss für jeden beheizten Raum eine Heizlastberechnung durchgeführt werden, die sich im Wesentlichen an der Raumgröße und der Wärmedämmung der Außenbauteile orientiert. Danach werden die Heizkörper überprüft: reicht ihre Größe für eine Beheizung des Raumes überhaupt aus und sind Thermostatventile für eine regulierbare Durchflussminderung vorhanden? Dann geht es weiter in den Heizungskeller, wo Heizungspumpe und die Heizungsrohre auf ihre Tauglichkeit zur Bereitstellung der notwendigen Heizwassermenge untersucht werden. Am Computer werden mit diesen Eingangswerten abschließend mit speziellen Programmen die korrekten Einstellungen der Thermostatventile ermittelt.

Zurück im Haus, wird über die Einstellungen der Thermostatventile bei allen Heizkörpern der Zufluss des Heizwassers und damit die Wärme in den Heizkörpern reguliert, um den tatsächlichen Bedarf des Raumes decken zu können. So wird das Heizwassers gleichmäßig im ganzen Haus verteilt und eine Überversorgung von Heizkörpern in der Nähe des Heizkessels ausgeschlossen. Des weiteren wird die Heizungspumpe entweder gegen ein neues, energiesparendes Modell ausgetauscht oder wenigstens die Förderhöhe an den tatsächlichen Wärmebedarf des Gebäudes angepasst, um den Stromverbrauch zu senken. Zuletzt wird die Heizkurve – also das Verhältnis von Vorlauftemperatur zu Außentemperatur – optimiert, wobei die Vorlauftemperatur in vielen Fällen gesenkt werden kann.

Hier einige Anzeichen dafür, dass sich ein hydraulischer Abgleich einer Heizanlage lohnen kann:

  • Einige Heizkörper im Haus werden nicht warm, während andere fast brennen
  • Heizkessel schalten sich zu oft ein und aus
  • Thermostatventile geben Geräusche ab, da der Differenzdruck im Ventil zu groß ist
  • Rohrleitungen geben Geräusche ab, da die Strömungsgeschwindigkeit zu groß ist
  • Der Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers ist wegen zu hoher Temperaturen und schwankenden Volumenströmen schlecht
  • Pumpen haben im Verhältnis zur Anlage und zum Gebäude eine zu hohe Leistung
  • Vorlauftemperatur und/oder sind unnötig hoch

Ein Fachmann führt einen hydraulischen Abgleich in einem Einfamilienhaus für ein paar Hundert Euro durch, je nach Komplexität des Gebäudes mal mehr, mal weniger. Wer sich scheut, das Geld aus eigener Tasche zu bezahlen, der kann sich auch bei den aktuellen Förderprogrammen bedienen. Mit dem KfW-Förderprogramm 430 (Energieeffizient Sanieren) bekommt jeder, der für mindestens 3000 Euro seinen alten Heizkessel durch einen Brennwertkessel ersetzt (24 Jahre muss dieser auch nicht auf dem Buckel haben!) und besagten hydraulischen Abgleich durchführt, einen Zuschuss von zehn Prozent. Hierbei spart man also nicht nur direkt Energie durch den Ersatz des alten Kessels, sondern kann durch die Förderung auch noch den hydraulischen Abgleich finanzieren.

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