Gipskartonplatten dürfen nicht nass werden. Soweit ist das klar und in jeder Verarbeitungsanweisung nachzulesen. Die Frage, die man sich jedoch anschließend stellen muss, lautet: Wie nass dürfen Gipskartonplatten werden, so dass sie noch problemlos und ohne Gefahr für Schäden in einer Konstruktion verbaut werden können? Neueste Forschungsergebnisse zeigen in diesem Zusammenhang, dass Gipskartonplatten gar nicht als problemlos angesehen werden können, wenn es um das Wachstum von Schimmelpilzen geht.
Bisher wurde angenommen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Einbausituation bzw. äußeren Einwirkungen und dem Wachstum von Schimmelpilzen gibt. Schimmelsporen kommen hier aus der Umgebungsluft. Diese Annahme schließt den Einfluss von korrekt gelagerten Gipskartonplatten weitestgehend aus. Die Forschung zeigt nun allerdings, dass sich Schimmelsporen bereits in Gipskartonplatten befinden, die die Fabrik verlassen – und das zur Genüge. Die Schlussfolgerung hieraus legt nahe, dass sogar korrekt gelagerte Gipskartonplatten bei Wasserschäden oder erhöhter Luftfeuchte schneller zum Wachstum von Schimmelpilzen neigen als bisher angenommen.
In den durchgeführten Forschungsversuchen wurden die Oberfläche von neuen Gipskartonplatten desinfiziert und das Material getrocknet. Die Platten wurden daraufhin 70 Tage unter Einfluss von sterilem Wasser gelagert und das Wachstum von Schimmelpilzen beobachtet. In den Tests konnte ein gesteigertes Wachstum der Pilzarten Neosartorya hiratsukae, Chaetomium globosum und Stachybotrys chartarum beobachtet werden. Diese Pilzarten sind kaum in Baustoffen wie Holz, Beton oder auch in Tapeten sowie auf anderen Oberflächen in Wohnungen oder Büros zu finden. Das Ergebnis gibt Anlass zur Vermutung, dass diese Schimmelpilze bereits in den Gipskartonplatten – vorrangig wohl in der Pappe, die den Gipskern umgibt – vorhanden sind, bevor sie den Handel oder die Baustelle erreichen.
Natürlich sind Gipskartonplatten nicht steril, Schimmelpilze gibt es überall. Doch die Geschwindigkeit des Wachstums ließ die Forscher stutzig werden. Fachleute gehen entsprechend davon aus, dass Gipskartonplatten mit eingelagerten Pilzsporen zu einem schnelleren Schimmelpilzwachstum neigen, als „saubere“ Platten dies bei kurzzeitiger Feuchtebelastung tun würden. Die gesundheitlichen Gefahren für Nutzer von Gebäuden, in denen Gipskartonplatten eingebaut sind, sind dabei also nicht zu unterschätzen.
Man geht – wie erwähnt – davon aus, dass Pilzsporen unerkannt in der Pappe von Gipskartonplatten schlummern. Das Ursprungsmaterial für diese Pappe ist häufig wiederverwendete Pappe bzw. Papier. Wird diese bei der Lagerung nass, können bereits zu diesem Zeitpunkt Schimmelpilze im Material entstehen, die später dann in die fertigen Gipskartonplatten gefunden wurden.
Die Forscher wollen nun den Produktionsprozess und die Lieferung der Rohstoffe genauer untersuchen, um den genauen Grund für die erhöhten Sporenmengen zu finden. Denn auch der Produktionsprozess scheint Schimmelpilze nicht zu stoppen. Und selbst wenn von trockener Pappe keine Gesundheitsgefährdung ausgeht, sollten die gefundenen Mengen an Pilzsporen nicht im Ausgangsmaterial vorhanden sein.
Kann die Menge von Pilzsporen bereits im Rohstoff reduziert werden, kann das für den Verbraucher nur von Vorteil sein. So müsste man im Falle von übermäßiger Feuchtebelastung Gipskartonplatten unter Umständen nicht gleich kostenintensiv entsorgen, sondern man könnte sie nur einfach trocknen.
Der europäische Fachverband wurde von den Forschungsergebnissen in Kenntnis gesetzt. Von Seiten des Verbandes kann man die mögliche Problematik durchaus nachvollziehen, doch will man zusammen mit den Forschern erst einmal im Detail klären, wie ernst die Forschungsergebnisse in der Praxis wirklich zu bewerten sind. Bis dahin muss also mehr denn je darauf geachtet werden, dass Gipskartonplatten nicht nur nicht feucht werden, sondern während Transport, Lagerung und Einbau wirklich trocken zu halten sind.
Guten Morgen,
interessanter Bericht. Ich hatte auch Probleme mit Schimmelbildung in meinem Altbau-Büro, in dem Gipskartonplatten verbaut waren. Auch bei Feuchtraum-Rigipsplatten trat die Schimmelbildung immer auf.
Da es immer nur an 1-2 Stellen war, habe ich dann an diesen Stellen den Rigips durch Kalziumsiliaktplatten ersetzt, bis dato ist an diesen Stellen Ruhe. Allerdings kommen andere Stellen nun zum Vorschein und ich werde alles mit diesen KLimaplatten machen. Da der Raum nicht sehr groß ist, halten sich die Kosten noch in Grenzen.
Viele Grüsse
Vielen Dank für diesen Beitrag über Schimmel in Gipskartonplatten. Gut zu wissen, dass der Produktionsprozess und die Lieferung der Rohstoffe nun von Forschenden untersucht wird. Mir ist es beim Hausbau auch schon passiert, dass Schimmel entstand und nach dem wir ihn untersuchen lassen haben kam raus, dass es an den Gipskartonplatten lag.