Wärmedämmende Anstriche

Roter Farbeimer mit schmalem PinselFarben und Anstriche, denen von den Produzenten die außerordentlichsten wärmedämmtechnischen Eigenschaften zugesprochen werden, verschwinden in der Regel genauso schnell wieder vom Markt, wie die besagten Produzenten neue Namen für die Produkte erfinden können. ThermoShield, ThermaCels, Insuladd oder SuperTherm kommen häufig aus den USA oder Australien, wo sie in jahrelanger Anwendung von NASA & Co. den härtesten Praxistests unterzogen wurden. Und viele der Produkte können nach Herstellerangaben die Wärmeverluste von Gebäuden durch reflektive Phänomene oder simple Bauteilaustrocknung im hohen zweistelligen Prozentbereich reduzieren. Jetzt aber kommt ein neues Produkt, das realistischere Versprechungen macht – mit Aerogelen drin.

Einer der beiden namhaften amerikanischen Hersteller von Aerogelen, die Cabot Corp., hat vor ein paar Wochen einen Zuschlagstoff für Farben präsentiert, der aus eben diesem Aerogel besteht. Zwar steht auf diversen Internetseiten geschrieben, dass das Produkt „radikal verbesserte Dämmeigenschaften“ aufweist, aber Cabot relativiert diese Aussage schnell wieder auf einen Vergleich mit herkömmlicher Farbe. Es ist durchaus angenehm zu lesen, wenn Firmen nicht mit auf-Deuvel-komm-raus-Versprechungen Kunden werben.

Wie auch immer. Das Enova Aerogel ist nach Aussage des Produzenten ein feinkörninges, hydrophobes Produkt auf Silikabasis. Je nach Anwendung und Anforderung können Eigenschaften wie Glanzgrad, Dämmwirkung oder Fließeigenschaften modifiziert werden. Es kann auf allen metallischen Oberflächen aufgebracht werden und kombiniert die Leistung von herkömmlichen Dämmstoffen und flexiblen Anstrichen in einem einzelnen Produkt. Im Vergleich zu herkömmlichen Anstrichen und Farben können mit Enova Aerogel als Zusatzstoff Verbesserung vom Faktor 7 bis 10 für die Wärmeleitfähigkeit erreicht werden.

Man ist sich bei Cabot aber durchaus bewusst darüber, dass eine Wärmeleitfähigkeit von 30 bis 50 mW/(m·K) bei einem Millimeter Schichtdicke keinen Ersatz für traditionelle Wärmedämmstoffe darstellt. Man sieht die primäre Anwendung daher auf einem anderen Gebiet: im Schutz vor Verbrennungen. Denn das neue Produkt ermöglicht die Einhaltung von sicheren Temperaturen für Berührungen nach US und EU-Standards, wenn metallische Oberflächen eine Temperatur von 200°C aufweisen. Hierdurch können Verbrennungen ersten Grades vermieden werden, selbst wenn die Haut über 5 Sekunden Kontakt mit der gestrichenen Oberflächen hat. Und nicht nur für hohe Temperaturen soll das Produkt anwendbar sein. Auch als Dämmung von kalten Oberflächen, speziell unter dem Gefrierpunkt, kann zum Beispiel Energie eingespart werden, um Waren kalt zu halten.

Und die Moral von der Geschicht‘? Glaubt Versprechungen aus dem Internet nicht! Es gibt so viele Schwarze Schafe im Bereich Altbausanierung und Energieeinsparung, die nur den schnellen Euro machen wollen. Cabot ist für mich einer der ersten Produzenten, der sich bei wärmedämmenden Anstrichen vernünftig über die Anwendungsmöglichkeiten äußert. Alles andere kann technisch-physikalisch bei einer geringen Schichtdicke, wie bei Farben und Anstrichen üblich, keinen auch nur annähernd akzeptablen Ersatz für herkömmliche Wärmedämmung bieten.

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2 Comments

  1. Christine Brilej said:

    hallo, ich habe ein doppelwandiges Haus mit eps gefüllt 8 cm und von 1935. Der Kern im Haus ist Fachwerk. Wenn ich nicht heize kühlt es schnell aus. Ich verbrauche zwar nur 22000kwh Gas im Jahr aber ich wünsche mir dass die Wärme länger gehalten wird. Ich suche also einen durchsichtigen aerogel Aussenanstrich den ich auf 1 cm durch 2 maliges streichen erhöhen kann. So bleibt meine Ansicht des Hauses erhalten und ich kann das Streichen selber übernehmen, was echtes Geld spart. Ich möchte aber wissen, was ich damit einspare, nicht nur behaupten, sondern in echt. vielen Dank ,mfg Christine Brilej

    23. Oktober 2021
  2. Stefan said:

    Wo gibt es denn so einen Anstrich zu kaufen???

    Davon abgesehen hängt eine tatsächliche Energieeinsparung von so vielen (nicht zuletzt individuellen) Faktoren ab, dass deren konkrete Bestimmung kaum möglich ist. So ist das leider mit Energieberechnungen… da kann man nur auf Standardvoraussetzungen zurückgreifen. Alles andere muss man messtechnisch bestimmen, also nachdem der Anstrich (für diesen Fall) aufgebracht wurde.

    25. Oktober 2021

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