Wenn der Heizkörper mitdenkt

Thermostat eines Heizkörpers auf Euro-GeldscheinenIch habe vor Jahren einmal gehört, wie man in Russland die Raumtemperatur reguliert. Da es dort vor allem in älteren Gebäuden an Einstellmöglichkeiten mangelt und die Heizung im Winter immer an ist, löst man diese Herausforderung mit der einfachsten Art der digitalen Steuerung: Fenster auf, Fenster zu, Fenster auf… Nicht gerade energieeffizient, wie man sich leicht vorstellen kann. Nur gut, dass sich in Deutschland Heizkörperthermostate durchgesetzt haben. Immerhin kann man so auch mit den einfachsten Modellen die Wärmezufuhr stoppen, wenn es sein muss. Die technische Entwicklung schreitet aber voran und bietet viel Einsparpotential für kleines Geld.

Die russische Version der Raumtemperaturregelung ist hierzulande völlig undenkbar, da sich auch die Bürger bei den hiesigen Energiepreisen eine solche „Technologie“ nicht leisten könnten. Ich behaupte einfach mal, dass 99,999% aller Heizkörper in Deutschland mit einem Thermostat ausgerüstet sind. Ob diese auch alle ordnungsgemäß wirken, lasse ich mal dahingestellt. Die einfachsten Modelle regulieren dabei die Heizleistung des Heizkörpers für einzelne Räume abhängig von der vorhandenen Raumtemperatur und einer durch Drehen des Thermostatkopfes einstellbaren Solltemperatur. Bei halbwegs korrekter Bedienung kann schon einiges an Energie gespart werden.

Ein traditionelles Heizkörperthermostat besteht aus zwei Teilen. Im Thermostatkopf (der sichtbare Teil) befindet sich ein Temperaturfühler, der mit Gas oder einer Flüssigkeit gefüllt ist und das Ventil im Unterteil steuert. Flüssigkeit bzw. Gas können sich abhängig von der Raumtemperatur ausdehnen oder zusammenziehen und regeln über einen Übertragungsstift den Öffnungsgrad des Ventiles, so dass mehr oder weniger heißes Wasser in den Heizkörper gelangt.

Das Thermostat misst also die aktuelle Raumtemperatur und regelt den Zulauf von Heizwasser entsprechend der Solltemperatur. Die Solltemperatur kann bei traditionellen Modellen über die Skala am Thermostatkopf eingestellt werden. Stufe 3 steht hier für eine Raumtemperatur um 20°C. Eine Änderung um eine Stufe verändert die Solltemperatur um 3-4°C. Jeder Strich auf der Skala steht also für ca. 1°C. Es hilft dementsprechend nicht, wenn man ein Thermostat voll aufgedreht wird, um eine schnellere Erwärmung des Raumes zu erreichen. Hierdurch wird nur die Heizzeit verlängert, bis die eingestellte Solltemperatur erreicht wird.

Oft werden Heizkörperthermostate heruntergedreht, wenn man Räume längere Zeit nicht nutzt. Ob dies effizient ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Als Faustregel kann man nur sagen, dass dies bei wenig gedämmten Gebäuden, bei denen Wärme schneller entweichen kann, durchaus helfen kann Energie zu sparen. Es ist dann nur darauf zu achten, dass die Raumtemperatur nicht zu weit fällt, Außenbauteile abkühlen und Schimmelpilze wachsen können. Zudem benötigt es wesentlich mehr Energie, kalte Bauteile wieder aufzuwärmen als kalte Raumluft. Raumtemperaturen unter 16°C, also eine Einstellung unter Stufe 2 auf dem Thermostat, sollten also vermieden werden.

Scheint jedoch beispielsweise die Sonne in einen Raum und die Raumtemperatur steigt durch diese Fremdeinwirkung, begrenzt ein Ventil im Thermostat die Menge des Heizwassers, dass in den Heizkörper gelangt. Es wird also nur dann geheizt, wenn die Raumluft nicht auf natürliche Art und Weise eine Solltemperatur erreichen kann.

Doch genau dieser Punkt ist ein Schwachpunkt von herkömmlichen Heizungsthermostaten. Öffnet man bei niedriger Außenlufttemperatur das Fenster zum Lüften, kann man ja mal vergessen, das Thermostat am Heizkörper unter dem Fenster herunterzudrehen. In diesem Fall „denkt“ das Thermostat, dass die kälter werdende Raumluft erwärmt werden müsste und öffnet das Ventil entsprechend. Es wird also die ständig nachströmende Außenluft beheizt – ein relativ hoffnungsloses und auf Dauer teures Unterfangen.

Hier kommen intelligente Lösungen ins Spiel. Es gibt Thermostate, die registrieren, wenn ein Fenster geöffnet wird, und regeln sich entsprechend selbstständig herunter. Diese Thermostate können auch programmierbar sein und steuern die Heizwassermenge durch elektrische Fühler und einen Elektromotor statt mit Flüssigkeiten und mechanischen Bauteilen. Sie heizen wirklich nur zu Zeiten, wenn höhere Temperaturen, beispielsweise in einem Badezimmer, benötigt werden. Untersuchungen der Stiftung Warentest haben ergeben, dass hierdurch Einsparungen von 10% erreichbar sind. Hinzu kommen Thermostate, die per Funkübertragung und über den PC bedient, eingestellt und programmiert werden können. Das Schöne bei diesen Thermostaten: sie kosten nicht mehr viel.

Für den Einsatz von Thermostaten – egal ob intelligent oder nicht – gibt es jedoch ein paar Verhaltensregeln:

  • Möbel und Vorhänge sollten Thermostate nicht verdecken, so dass sich ein Hitzestau bildet. Denn dann regeln die Thermostate runter, bevor die gewünschte Raumtemperatur erreicht ist.
  • Ein hydraulischer Abgleich ist Voraussetzung für eine hohe Effizienz von Thermostaten. Ein Fachmann hilft hier gerne weiter.
  • Thermostate sind harte Arbeiter im Haushalt und verschleißen. Ihre korrekte Wirkungsweise ist regelmäßig zu überprüfen. Anzeichen für Verschleiß oder Defekt sind erschwerte Drehbarkeit oder konstant warme Heizkörper.
  • Die Technik schreitet voran und der Austausch von älteren Thermostaten lohnt sich möglicherweise, auch wenn diese noch funktionstüchtig sind. Ein Energieeffizienzlabel A sollte hierfür als Stand der Technik angesehen werden.

Übrigens: Der Austausch von Thermostaten ist kinderleicht.

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3 Comments

  1. Angela said:

    Die Russen müssens ja wissen … bei bis zu minus 50 Grad Celsius 🙂

    25. April 2016
  2. Stefan said:

    Ja, da kann es auch mal schwer werden, das Wasser überhaupt oberhalb der Frostgrenze vom Kessel zum Heizkörper leiten zu können…

    25. April 2016
  3. Enrico said:

    Um energieeffizient zu heizen, ist es vor allem auch wichtig, dass die Heizkörper von Zeit zu Zeit gereinigt werden – soweit reicht die Denkleistung des Thermostats dann nämlich leider noch nicht. Die Leistung kann sich um bis zu 30 Prozent verringern, wenn sich Schmutz in den Heizkörper einbrennt. Diese 30 Prozent machen sich dann eben unter anderem auch im Geldbeutel bemerkbar. Liebe Grüße

    23. September 2016

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