Woodcube – Bauen mit einem Smart Material

Woodcube Holzhaus IBA HamburgHamburg ist in dieser Zeit – vorher war es das sicher nicht – das Aushängeschild für Architektur und Bautechnik. Das liegt nur weniger an den fleißigen Architekten oder an den tüchtigen Bauingenieuren in der Stadt sondern vielmehr an den vielen Fachleuten, die ihre Konzepte, Planungen und Projekte auf der Internationalen Bauaustellung (IBA) in Hamburg vorstellen. Der ‚Woodcube‚, der (fast) ganz aus Holz besteht, passt dabei mit Sicherheit zum diesjährigen Motto der Ausstellung über Smart Material Houses.

In wie weit man Holz nun grundsätzlich als schlaues Material einstuft, sei jedem selber überlassen. Will man aber ein Wohngebäude mit 5 Geschosses nur aus Holz bauen, muss man diesem nachwachsenden Rohstoff schon ein wenig mehr an Eigenschaften abverlangen, als nur ökologisch wertvoll zu sein. Und obwohl nur Holz als Baustoff verwendet wurde, kann das Gebäude auch in Sachen Energieeffizienz punkten.

Auf aus Erdöl hergestellte Dämmstoffe wie Styropor (EPS) hat bei diesem Projekt genauso verzichten können wie auf Dampfsperren aus Kunststoff oder Außenputze, die mit Bioziden gegen das Wachstum von Schimmel geschützt werden sollen. Die für den Woodcube entwickelten Konstruktionen stellen also eine Alternative zu den in letzter Zeit so heftig – wenn auch selten sachlich/fachlich sinnvoll – kritisierten Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) aus Polystyrol (EPS) dar. Zudem umgehen sie die seit Jahrzehnten – mit ebenso wenig Fachwissen – diskutierte Theorie von zu luftdichten Häusern.

Und alles nur durch die Nutzung von Holz. Smart, nicht wahr?

Die Bewohner des in diesem Frühjahr fertig gestellten und im Sommer bezugsfertigen Hauses sollen nun mit einen Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser auskommen können, der noch einmal etwa 22% unter den Anforderungen vom staatlich geförderten KfW-Effizienzstandard 40 liegt. Hierbei werden also die gesetzlichen Grenzen um mehr als 60% unterschritten.

Der Woodcube ist 15 Meter hoch und bietet mit seinen 5 Geschossen eine Wohnfläche von etwa 900 m². Das macht ihn zum größten massiven Holzgebäude der Welt. Der Begriff ‚massiv‘ ist hierbei in Bezug auf den verwendeten Holzanteil in der tragenden Konstruktion zu verstehen. Während Gebäude aus Holz wie das LCT One (Dornbirn, Österreich) zwar deutlich höher sind, wurden hier jedoch nur 40% Holz verwendet, da beispielsweise Geschossdecken mit einem Betonkern ausgebildet wurden. Beim Woodcube liegt der Anteil des Vollholzes hingegen bei satten 90% und nur das Treppenhaus und der Fahrstuhlschacht wurden wegen des Brandschutzes in Beton ausgeführt.

Das verwendete Holz wurde im Woodcube so natürlich wie möglich belassen und es wurde auf den Einsatz von Leim und Lacken weitestgehend verzichtet. Schadstofffreiheit in jeder Hinsicht. Für einen effektiven Witterungsschutz wurden die Außenwände nur mit Lärchenholz bekleidet, das zwar mit den Jahren grau wird, aber keinen speziellen Holzschutz benötigt. Ein weiteres Zeichen für die Umweltfreundlichkeit des Gebäudes wurde von der ina Planungsgesellschaft ins Spiel gebracht. Nach deren Berechnungen ist der Woodcube CO2-neutral – und das gilt den Mix aller verwendeten Materialien, den Bauprozess sowie die Nutzung inklusive der thermischen Verwertung der Baustoffe.

Schaut man auf das Innenklima, so nimmt Vollholz als Baustoff, das in direktem Kontakt mit der Raumluft steht, viel Feuchtigkeit aus der Luft auf, speichert sie und gibt sie bei abnehmender Luftfeuchtigkeit wieder ab. Die relative Raumluftfeuchte liegt so in weiten Perioden der Nutzung zwischen 35 und 55%, was allgemein als gesund für die Nutzung durch den Menschen angesehen wird.

Trotz aller Natürlichkeit bei der Wahl des Baumaterials kommt man im Sinne der Energieeffizienz natürlich nicht an einem gewissen Maß Technologie vorbei. Die ist zum einen in einem intelligenten Strommanagement vorhanden, das die Hauselektronik abschalten kann, wenn sich keinen in den Wohnungen aufhält. Zum anderen gibt es auch kleine, aber feine Pfiffe wie beispielsweise die Rückgewinnung der Bremsenergie des Fahrstuhls. Strom und Wärmeenergie werden zudem aus regenerativen Energiequellen gewonnen.

Die große Herausforderung von Gebäuden wie dem Woodcube liegt jedoch auf der finanziellen Seite. Der Kaufpreis fällt mit 4500 Euro pro Quadratmeter ein ganzes Stück zu hoch aus, um mit traditionellen Bauweisen auch nur annähernd konkurrieren zu können. Allerdings handelt es sich beim Woodcube um einen Prototypen, und deren Entwicklung, Planung und Errichtung verschlingt trotz einer kurzen Bauzeit von nur 5 Wochen immer etliche Euro zu viel. Wenn der Woodcube – wie durch die Entwickler beabsichtigt – in Serienproduktion geht, dürfte auch der Preis beträchtlich sinken.

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