Mit Holz im Stein

Unipor Silvacor Hochlochziegel mit HolzfaserfüllungDer Ausspruch „einen Stein im Brett haben“ ist bekannt. Doch die technische Entwicklung im Bauwesen macht nicht Halt, und dreht den Spruch um. Jetzt gibt es Holz in Steinen, genauer gesagt Hochlochziegel mit Holzfaserfüllung. Das Prinzip der gedämmten Hochlochziegel ist eigentlich schon seit knapp 10 Jahren bekannt und hat sich im Markt etabliert. Bisher beschränkte man sich bei der Dämmung jedoch auf Mineralwolle, Perlite oder EPS/PUR. Auf der BAU 2015 hatte Unipor dann aber einen Dämmstein vorgestellt, der mit Holzfasern gefüllt ist. Dieser ist nun ausgiebig getestet und marktreif.

Der Hersteller selber beschreibt den Innovationsgehalt des Produktes ein wenig anders als ich:

Ziegel trifft Holz: Symbiose für die Zukunft

Der Silvacor-Ziegel als Pendant oder als Ergänzung zum Coriso-Ziegel, der mit Steinwolle gefüllt ist, wird als besonders nachhaltig angepriesen. Die Füllung besteht aus zerfasertem Nadelholz aus dem Hause Steico, das schnell nachwächst und sortenrein wiederverwendet werden kann. Unipor sieht hier offensichtlich einen großen Unterschied zur Coriso-Reihe, da Silvacor Kunden mit höheren Ansprüchen an Ökologie und Nachhaltigkeit ansprechen soll.

Bautechnisch entsprechen die Ziegel zeitgemäßen Anforderungen. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,07 W/(m·K) kann man bei einer Wanddicke von 425 Millimetern ohne zusätzliche Außendämmung (WDVS oder VHF) einen U-Wert von 0,16 W/(m2K) erreichen und kann damit den Standard eines KfW-Effizienzhauses 55 erfüllen. Die zulässige Druckspannung beträgt 0,85 N/mm² (= MN/m²), womit der Ziegel für den Bau von kleineren Wohnhäusern verwendbar ist. Die Rohdichte wird mit 550 kg/m³ angegeben. Die Feuerwiderstandsklasse liegt trotz Füllung mit Holzfasern bei F90. Im Schallschutz schneidet man mit 47 dB recht gut ab.

Die Anwendung der Hochlochziegel mit Holzfaserdämmung unterscheidet sich nicht von solchen mit anderen Füllstoffen. Die Ziegel im Format 12DF (365 mm) und 14 DF (425 mm) lassen sich auf herkömmliche Weise in Dünnbettmörtel vermauern. Mir stellt sich dabei nur die Frage zur Feuchtebelastung des organischen Füllstoffes: wird dieser beim Einbau nicht nass oder ist er so gut hydrophobiert, dass kein Wasser aufgenommen wird? Wie auch immer, die Zeit wird es zeigen. Zuschnitte von Ziegelsteinen und das Schlitzen darin stellen auch kein Problem dar, da die Holzfasern aus den Hohlräumen nicht herausrieseln.

Bleibt für mich noch eine letzte Frage: Warum solch ein Hybridstein? Kein Fleisch, kein Fisch, Holz im Mauerwerksbau. Kann man dem Maurer das erklären? Oder liegt die Antwort auf die Frage eher in einem (Neben)Satz, den Unipor in einer Pressemitteilung veröffentlicht hat?

(…) werden wir durch die neue Füllung wieder einmal unserem besonderen Anspruch gerecht: nämlich die Entwicklung der Ziegeltechnologie marktführend voranzutreiben

Das klingt dann eher nach dem Prinzip: „Warum macht ihr das?“ – „Weil wir es können.“

Wie gesagt, die Zeit wird zeigen, wie dieser neue Ziegel auf dem Markt ankommt. Dass man auch anders kann, belegt der neue Hochlochziegel Purus PL-075 von Stengel, der mit entsprechend filigranem Lochbild und ganz ohne Füllung eine richtig gute Wärmeleitfähigkeit von 0,075 W/(m·K) erreicht.

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